9.11.1848 „Die standrechtliche Hinrichtung von Robert Blum“
Mit der Erschießung des republikanischen Parlaments-abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung nach dem Oktoberaufstand in Wien wurde zugleich auch die parlamentarische Immunität Blums durch die Militärführung im Dienst des österreichischen Kaiserhofs gebrochen.
Die Niederschlagung des Wiener Oktoberaufstands und die Hinrichtung Blums gilt als offene Kampfansage der herrschenden Vertreter einer reaktionär-restaurativen politischen Ordnung gegen das aus der bürgerlichen Märzrevolution in den Staaten des Deutschen Bundes hervorgegangene erste demokratisch gewählte gesamtdeutsche Parlament.
Die Hinrichtung Blums markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der Entwicklung der Deutschen Revolution von 1848/49 als Anfang vom Ende dieser Revolution.
9.11.1918 „Ausrufung der Republik“
Der wenige Wochen zuvor berufene Reichskanzler Max von Baden verkündet angesichts der bevorstehenden Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg eigenmächtig die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. und betraut Friedrich Ebert (SPD) mit den Amtsgeschäften.
Eberts Parteigenosse Philipp Scheidemann, der ihn im Februar 1919 als Regierungschef ablösen wird, ruft von einem Fenster des Reichstagsgebäudes die „Deutsche Republik“ aus.
Am selben Tag, jedoch einige Stunden später, verkündet Karl Liebknecht, einer der Anführer des linksrevolutionären Spartakusbundes, vom Berliner Stadtschloss aus eine als Räterepublik gedachte „freie sozialistische Republik Deutschland“. In den nachfolgenden, regional teilweise
bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen den Verfechtern einer sozialistischen Räterepublik und denen einer pluralistischparlamentarischen Demokratie unterliegen die Anhänger des Rätemodells. Liebknecht selbst wird zwei Monate später ermordet. In der weiteren Folge wird im August 1919 das als Weimarer Republik bezeichnete erste demokratisch strukturierte Staatswesen in Deutschland konstituiert (benannt nach der in Weimar tagenden Nationalversammlung)
9.11.1923 „Hitler-Ludendorff-Putsch in München“
Erstmals international wahrgenommenes Auftreten des Nationalsozialismus. Der bis dahin in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannte Parteichef der 1920 aus der Deutschen Arbeiterpartei hervorgegangenen NSDAP, Adolf Hitler, scheitert mit seinem Putschversuch bereits nach wenigen Stunden vor der Münchner Feldherrnhalle, wo es zu 16 Todesopfern kommt.
Nachdem Hitler zehn Jahre später an die Macht gelangt war, und eine totalitäre Diktatur in Deutschland errichtet hatte, erklärte er den 9. November zu einem Gedenk- und Feiertag während der Zeit seines bis 1945 herrschenden Regimes, an dem in jährlich stattfindenden staatlichen Trauerfeiern der so genannten „Blutzeugen der Bewegung“ gedacht wurde.
9.11.1938 „Reichskristallnacht“
Nach einem Mordanschlag auf einen deutschen Diplomaten in Paris inszenieren die Nationalsozialisten die Novemberpogrome (bis in die Gegenwart ist die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 oft auch unter dem euphemistischen Begriff „Reichskristallnacht“ bekannt).
In der NS-Propaganda werden die vor allem von SA- und SS-Mitgliedern in Zivilkleidung begangenen Ausschreitungen als Ausdruck des „Volkszorns“ gegen die Juden dargestellt. Im ganzen Gebiet des Deutschen Reiches werden jüdische Geschäfte und Einrichtungen demoliert, Synagogen in Brand gesteckt. Hunderte von Juden werden innerhalb weniger Tage ermordet.
Diese Ereignisse markieren den Übergang von der sozialen Ausgrenzung und Diskriminierung zur offenen Verfolgung der Juden in der Diktatur des Nationalsozialismus. Während des Zweiten Weltkriegs mündet der Antisemitismus in Deutschland in den heute als Holocaust bezeichneten industriell betriebenen Völkermord an etwa 6 Millionen europäischen Juden
und weiteren aus rassistischen Motiven ausgegrenzten Bevölkerungsgruppen in den Vernichtungslagern des NS-Regimes.
9.11.1967 „Unter den Talaren – der Muff von 1000 Jahren“
Bei der feierlichen Amtseinführung des neuen Rektors der Hamburger Universität entfalten protestierende Studenten ein Transparent mit der Aufschrift „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“.
Dieser Slogan, eine kritische Anspielung auf die ausgebliebene Aufarbeitung der Verbrechen des NS-Regimes bei den gesellschaftlichen Eliten Westdeutschlands, wird zu einem symbolträchtigen Motto der sogenannten „68er-Bewegung“ und markiert einen der Höhepunkte in der „heißen Phase“ der Außerparlamentarischen Opposition der Jahre 1967/68 in der Bundesrepublik und Westberlin.
9.11.1989 „Fall der Mauer“
Das entscheidende Ereignis, dem ein knappes Jahr später der Beitritt der vormaligen DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes (der westdeutschen BRD) folgte.
Mit der Deutschen Wiedervereinigung wurde die als Folge des Zweiten Weltkriegs zustande gekommene Spaltung Deutschlands in zwei Staaten mit verschiedenen politischen Systemen nach über 40 Jahren überwunden.
Die Mauer, die sich 155 km lang durch Deutschland schlängelte, beäugt von 155 Wachtürmen, bewacht von 259 Hundeanlagen, die eine Nation teilte, die Familien auseinanderriss, war eine der gruseligsten Erfindungen aller Zeiten.
Sie zeigte im Bösen, wozu Menschen fähig sind.
Dass sie dann doch fiel und Menschen genau vor 30 Jahren auf ihr tanzen konnten, zeigte aber auch, wozu Menschen fähig sind im Guten.
Den Satz „Die Mauer muss weg“, konnte damals jeder unterschreiben
mitrufen.
Die ergänzten Gedanken zum 30. Jahrestag des Mauerfalls hat Gregor Peter Schmitz von der Allgäuer Zeitung geschrieben.
Am Ende der Gedanken bleibt wiederum nur in Dankbarkeit und Demut der Ruf:
„Suche den Frieden und jage ihm nach.“ Ps 34,15