Liebe Weggefährten, liebe Geschwister, liebe Freunde der franziskanischen
Gemeinschaft „pace e bene“,
die Geschehnisse um den sogenannten „Schicksalstag der Deutschen“, den 9. November vor Augen lassen mich heute nicht so einfach das Gottesdienstblatt für den Sonntag gestalten. Gerade auch nach den klaren und bekennenden Worten der Jugendlichen aus Europa. Sie sprachen überzeugt zu unserem Auftrag für die Zukunft, den gemeinsamen Weg „Europa“. Sie trafen sich anlässlich des Gedenkens „30 Jahre Mauerfall“ in Berlin.
Bei der Veranstaltung an der Bernauer Straße und in der Versöhnungskapelle im ehemaligen Todesstreifen, sprachen sie überzeugt zu den Menschen dieser Welt, von den Werten für ein gelingendes Leben in Freiheit und Gerechtigkeit, von dem dazu notwendigen „Miteinander“. Dafür sei den Jugendlichen von Herzen gedankt.
Ein weiteres läßt mich aufhorchen.
Gestern hatte ich die Ehre, zusammen mit Sr. Roswitha, in Kempten Leo Hiemer kennenzulernen. Er beschäftigt sich seit langem mit dem tragischen Schicksal von Gabriele Schwarz. 1993 drehte er den Spielfilm „Leni … muss fort“, der Gabis kurze Lebensgeschichte schildert.
Doch Gabis Schicksal ließ ihn nicht los. Seine Nachforschungen hat er in dem Buch „Gabi — 1937–1943 — Geboren im Allgäu — ermordet in Auschwitz.“
Wie ist das alles zu ertragen?
Eine immer wieder kehrende Frage.
Dabei hilft mir das Evangelium des heutigen Sonntags, Lk 20, 27–38.
Besonders die Verse:
„Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt.
ER ist doch kein Gott der Toten, sondern der Lebenden, denn für IHN leben sie alle.“Lk 20, 37–38
In Verbindung dazu ein Wort aus dem Buch der Psalmen:
„Suche den Frieden und jage ihm nach.“ Ps 34,15
Worte der Bibel, die uns auffordern, das Geschehen in dieser Welt, gerade auch die Momente des 9. November „ganzheitlich“ zu betrachten und im Namen Gottes mutig und voll Vertrauen an der Zukunft der Einen Welt, Gottes Schöpfung zu arbeiten.
Der 9. November im Laufe der Geschichte …
… ich erinnere mich an einen ökumenischen Gottesdienst mit Pfarrer Michael Dietrich in Pfungstadt, im Gedenken an die Reichspogromnacht 1938 …
Die Texte von damals sprechen für sich. Ich füge sie gerne bei:
Der 9. November im Laufe der Geschichte …
In großer Dankbarkeit und Demut im Blick auf Glaube Hoffnung und Liebe rufe ich noch einmal:
„Suche den Frieden und jage ihm nach.“ Ps 34,15
PACE E BENE FRIEDE UND GUTES
Dazu erbitte ich, Gottes reichen Segen:
Der Herr segne dich und behüte dich.
Er zeige dir sein Angesicht und erbarme sich deiner.
Er wende dir sein Antlitz zu und schenke dir Frieden.
Der Herr segne Euch, T meine Geschwister
Pace e bene, auch im Namen der Geschwister,
Bruder Wolfgang Novak,
Leiter der Gemeinschaft