San Stefano
Santo Stefano, seit 1166 beurkundet, war lange Pfarrkirche, so auch Gebetsort von Franziskus.
Heute ist diese kleine Kirche, mitten in Assisi und doch fernab von jedem Trubel, eine Oase der Ruhe inmitten der Stadt.
Santo Stefano lädt zum Gebet und zur Meditation ein. Mein Weg auf den Spuren des Heiligen Franziskus begann vor langer Zeit hier. Von hier aus durfte ich „seinen“ Fußspuren folgen. So ist es nicht verwunderlich, dass nach Möglichkeit der erste Weg nach Santo Stefano geht und ich auch hier Abschied nehme, ist der Ort mir so sehr ans Herz gewachsen.
Als Franziskus in Santa Maria degli Angeli gestorben war, sagt man, haben die Glocken von Santo Stefano geläutet, von ganz allein haben sie den Transitus, den Hinübergang des „Vaters Franziskus“ ins neue Leben verkündet.
So kann man an diesem Ort immer wieder diesen Moment spüren, der totalen Stille vor dem großen Moment.
Ich durfte das erleben. Eines Tages sollte ich für die Gemeinde in Deutschland meine erste Osterpredigt vorbereiten. Ach ja, kein Problem, in Assisi müsste das gut gelingen.
Die Wochen in Assisi vergingen und am letzten Tag hatte ich immer noch keine Predigt.
Ein wenig traurig bin ich nach Santo Stefano gegangen, mich zu verabschieden. Für einen Moment war ich allein, blickte über die Kirche hinunter ins Tal, am Turm vorbei und es war still, als würde die Zeit stehen bleiben, so still, dass ich die Augen schloss und hören konnte, wie die erste Knospe am Baum aufgesprungen ist …
Neues Leben war zu sehen, am Baum, am Baum des Lebens. Was schon in ihm war brach nun heraus, das Leben lebte neu auf … neues Leben, uns geschenkt durch Jesus, Jesus am Kreuz … so gingen dann meine Gedanken zu Ostern.
Laudate et benedicete mi‘ signore,
et rengratiate et serviateli cum grande humilitate.Lobt und preist meinen Herrn
und sagt ihm Dank und dient ihm mit großer Demut.
Bruder Wolfgang
„Inmitten von tickenden Uhren, die um die Wette laufen, halte ich mich im Gebet an und finde staunend die Zeit, die ich verloren habe.“
Wolfgang Abendschön